Wildegg St. Antonius 2014/II/25

Die Realisierung des Orgelprojekts in St. Antonius Wildegg ist in vielerlei Hinsicht besonders. Der architektonisch bedeutende Kirchenraum von 1969 war vom Architekten Prof. Justus Dahinden ohne Orgel geplant worden. Über viele Jahre diente eine kleine Positiv-Orgel als Provisorium bis im Frühjahr 2013 eine öffentliche Ausschreibung für den Neubau einer dem Raum angemessenen Orgel erfolgte. Rasch war für uns klar, dass am gewünschten Standort beim bestehenden Chorpodest eine Orgel mit 24 Registern viel zu wuchtig wird und den Raum aus dem Gleichgewicht bringt. Wo aber gibt es in dieser Kirche einen alternativen Platz, der auch den akustischen Gegebenheiten und der kirchenmusikalischen Praxis Rechnung trägt? Wir haben uns erlaubt, ein Projekt vorzuschlagen, welches eine der beiden Nischen gegenüber dem liturgischen Zentrum neu als Ort der Musik definiert. Damit war das Interesse der Orgelbaukommission geweckt und im Dialog konnten die Vorteile dieser Variante geprüft werden. Die Freude über den Zuschlag, das Projekt realisieren zu dürfen, war und ist immer noch gross.

Ein wichtiges Anliegen Dahindens, die Orgel nicht als separates in den Raum gestelltes „Möbelstück“, sondern als integrierten Bestandteil der Raumhülle erfahrbar zu machen, haben wir in charakteristischer und ganz eigenständiger Weise umgesetzt. Das Orgelgehäuse aus massivem Eichenholz nimmt mit den doppelten Dreieck-Elementen die Schräge der Aussenwand auf und führt diese bis an die Decke fort. Die offene Konstruktion erlaubt spannende Durchblicke auf die beiden hintereinander stehenden Prospektpfeifen-Reihen, je nach Standort des Betrachters mit ganz unterschiedlichen Perspektiven. Sowohl beim Gehäuse als auch bei den sichtbaren Pfeifen spielen die Kontraste der Oberflächen-Struktur eine wesentliche Rolle. Die natürliche Unregelmässigkeit der von Hand gespaltenen Eichen-Elemente ergänzt die übrigen glatt gehobelten Gehäuseteile. Die Prospektpfeifen des Principal 8’ (I. Manual) sind hochglänzend poliert während die gegenläufige hintere Pfeifen-Reihe der Dulciana 8’ (II. Manual) eine raue und dadurch hellere Oberfläche zeigt (entstanden durch die feine Struktur des Baumwolltuches auf dem Giesstisch). Teile des Gehäuses sind in Eichenholz natur belassen, andere nehmen mit dem dunkleren Beizton die Farbigkeit des übrigens Mobiliars auf (Altar, Taufbrunnen, Stühle, etc.). Den Wunsch des Architekten nach einem dezenten Farb-Akzent in Rot haben wir mit der Fassung der Vertikal-Kanten erfüllt.

Einweihungsbroschüre

Hauptwerk I

Bourdon16'
Principal8'
Hohlflöte8'
Gemshorn8'
Octave4'
Traversflöte4'
Octave2'
Mixtur 4fach1 1/3'
Trompete8'

Positiv II

Bourdon8'
Gemshorn8'
Dulciana8'
Vox coelestis8'
Fugara4'
Rohrflöte4'
Nasat2 2/3'
Flageolet2'
Terz1 3/5'
Larigot1 1/3'
Clarinette8'

Pedal

Subbass16'
Octavbass8'
Violoncello8'
Choralbass4'
Fagott16'